Der Beruf des medizinisch-therapeutischen Wald- und Naturgesundheitstrainers verbindet naturbasierte Gesundheitsförderung mit wissenschaftlich fundierten Methoden zur Stressreduktion und Prävention. In einer zunehmend von Hektik, Reizüberflutung und Urbanisierung geprägten Welt wächst das Bedürfnis vieler Menschen nach einem Ausgleich in der Natur – hier setzt dieser innovative Beruf an. Dabei geht es nicht nur um einfache Spaziergänge im Wald, sondern um ein gezieltes, professionell angeleitetes Naturerleben mit therapeutischem Mehrwert.
Ausbildung zum medizinisch-therapeutischen Wald- und Naturgesundheitstrainer
Die Ausbildung zum medizinisch-therapeutischen Wald- und Naturgesundheitstrainer erfolgt beispielsweise über ein Blockseminar in Bad Wörishofen, das in Zusammenarbeit mit der Universität München und dem Kneipp-Ärztebund angeboten wird. Das dort vermittelte Wissen basiert auf den fünf Säulen der Kneipp-Gesundheitslehre und aktuellen Erkenntnissen aus der Naturmedizin, Psychologie und Umwelttherapie. Zu den Inhalten zählen u.a. Pflanzenkunde, Atemtechniken, Achtsamkeit im Wald, Stressreduktion, Immunstärkung und die Organisation von Waldbade-Angeboten.
Ein ausführliches Ausbildungsangebot findet sich auf Waldbaden-Akademie, wo auch auf medizinische und therapeutische Aspekte der Tätigkeit eingegangen wird.
Für wen ist diese Ausbildung geeignet?
Die Ausbildung richtet sich insbesondere an Menschen aus heilenden, therapeutischen, pädagogischen oder beratenden Berufen, etwa Physiotherapeuten, Ergotherapeuten, Psychologen, Sozialarbeiter oder Coaches. Aber auch Quereinsteiger mit einem starken Bezug zur Natur und dem Wunsch, gesundheitsfördernde Naturerlebnisse professionell anzubieten, können von der Ausbildung profitieren. Wichtig ist jedoch: Das Angebot richtet sich an die Arbeit mit gesunden Menschen zur Prävention, nicht zur Therapie psychischer Erkrankungen – hierfür gibt es rechtliche Einschränkungen.
Beschäftigungsfelder und berufliche Realität
Wie Christine Z. aus Holzkirchen in einem Interview zum Thema Waldgesundheit berichtet, ist der Beruf derzeit kein eigenständiger Haupterwerb, von dem man problemlos leben kann. Die Realität sieht so aus, dass viele Absolventen der Ausbildung diesen Beruf als Nebentätigkeit oder Spezialisierung im Rahmen ihrer Haupttätigkeit ausüben. Zum Beispiel als zusätzliche Methode in einer physiotherapeutischen Praxis oder als Programmpunkt in Reha-Kliniken, Wellnesshotels, Bildungseinrichtungen oder Walderlebniszentren. Auch die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald (SDW) kann hier als Netzwerkpartner und potenzieller Arbeitgeber fungieren.
Weitere mögliche Einsatzbereiche sind der Gesundheitstourismus, die betrieblichen Gesundheitsförderung oder die Anleitung von Gruppen im Rahmen kommunaler Präventionsprojekte.
Ein inspirierendes Beispiel für den Einsatz naturtherapeutischer Angebote im Tourismus- und Gesundheitsbereich liefert die Seite Evantura, wo ebenfalls Outdoor-Coaching, Waldbaden und Gesundheitsevents in der Natur angeboten werden.
Aufgaben eines Wald- und Naturgesundheitstrainers
Die Aufgaben eines medizinisch-therapeutischen Wald- und Naturgesundheitstrainers sind vielfältig und reichen von der Planung und Durchführung von Waldbadeeinheiten, über Atem- und Achtsamkeitsübungen, naturkundliche Wissensvermittlung, bis hin zu kleinen Zeremonien wie Tee-Ritualen oder Meditationen im Grünen. Die Trainer arbeiten stets mit dem Ziel, die Selbstheilungskräfte des Körpers zu aktivieren, das Immunsystem zu stärken, Stress abzubauen und eine tiefere Naturverbindung herzustellen.
Dabei müssen sie auch organisatorisch und rechtlich versiert sein: Die gewerbliche Nutzung von Wäldern erfordert eine Genehmigung der Waldbesitzer oder der zuständigen Staatsforsten, teilweise verbunden mit einer Vorauszahlung. Für bestimmte Tätigkeiten wie Geschmackstests oder Kräutertees ist ein Gesundheitszeugnis notwendig. Zudem wird eine Haftpflichtversicherung dringend empfohlen, da beispielsweise bei Pflanzenverwechslungen rechtliche Risiken bestehen.
Herausforderungen und finanzielle Aspekte
Wie Christine Z. im Interview hervorhob, ist die finanzielle Umsetzung oft schwierig. Die Preise variieren je nach Anbieter stark – von günstigen Gruppenpreisen bei Tourismusbüros bis hin zu höheren Stundensätzen bei professionellen Anbietern. Hinzu kommt der wachsende Konkurrenzdruck durch Preisdumping, insbesondere von kommunal geförderten Angeboten, die nicht kostendeckend wirtschaften müssen.
Fazit
Der Beruf eignet sich besonders als Zusatzqualifikation, nicht als alleinige Erwerbsquelle. Wer ihn jedoch mit einem bereits bestehenden Beruf im Gesundheits- oder Bildungswesen kombiniert, kann eine spannende, sinnstiftende und gesundheitlich wertvolle Tätigkeit ausüben, die zunehmend gesellschaftliche Anerkennung findet.
Der medizinisch-therapeutische Wald- und Naturgesundheitstrainer ist ein zukunftsweisender Beruf, der die Kraft der Natur mit modernen Methoden der Gesundheitsförderung vereint. Trotz der aktuellen finanziellen und strukturellen Hürden eröffnet er interessante Möglichkeiten – vor allem als Ergänzung zu bestehenden beruflichen Tätigkeiten. Angesichts der wachsenden Bedeutung von Prävention, mentaler Gesundheit und nachhaltigem Leben ist es gut möglich, dass sich dieses Berufsfeld in den kommenden Jahren weiter etabliert und professionalisiert – vielleicht eines Tages sogar mit Unterstützung durch Krankenkassen, wie es in Japan beim Waldbaden („Shinrin Yoku“) bereits der Fall ist.